Wie sieht Ihr Praxiskonzept aus?
Oft erhalte ich auf diese Frage die Antwort: „Was für ein Konzept, Frau Teutsch? Ich gehe hier morgens rein, bohre und ziehe Zähne, nehme Abdrücke und sorge dafür, dass meine Patienten wieder kauen können und schmerzfrei sind. Abends gehe ich hier völlig platt raus und das fünf Tage die Woche.“ Kommt Ihnen das bekannt vor?
Sie haben irgendwann einmal eine Praxis eröffnet, sich voller Elan selbständig gemacht.
Dafür haben Sie sich die entsprechenden Räumlichkeiten gesucht, für die technischen Voraussetzungen gesorgt, ein Team zusammengestellt, sich ein Bestellbuch und ein paar Computer mit den entsprechenden Programmen angeschafft und los ging´s, nicht wahr? Das Bestellbuch war schnell voll, manchmal sogar zu voll. Immerhin die Zahlen stimmten und alles erschien auf den ersten Blick hin stimmig.
Doch dann kamen die Belastungen dazu und der Ärger …
über die Patienten, die ihre Termine nicht einhielten oder nur dann erschienen, wenn sie Beschwerden hatten, über die Mitarbeiterin, die die Schmerzpatienten wieder einmal dazwischen geschrieben hatte, weil sie sich keinen anderen Rat wusste. Vielleicht haben Sie versucht, die Prophylaxe in Ihrer Praxis zu etablieren, doch schnell mussten Sie feststellen, dass Ihr Mitstreiter, der seine Praxis um die Ecke hat, die Zahnreinigung für einen Bruchteil dessen anbot, was sie bei Ihnen gekostet hätte. Und wie oft haben Ihnen Ihre Patienten auf Ihre Empfehlung zu einer hochwertigem Versorgung hin entgegnet, dass sie es sich „mal überlegen und sich dann melden würden“. Und natürlich haben Sie schon geahnt, dass Sie davon nichts mehr hören würden.
Haben Sie sich in solchen Momenten auch gefragt, was da falsch läuft?
Und war es wirklich Ihr Ziel, in erster Linie Zähne lediglich zu reparieren und das möglichst mit den kostengünstigsten Materialien und dann wahrscheinlich auch nur mit mäßiger Freude an der Arbeit und dem Ergebnis?
Darum wiederhole ich meine Frage an dieser Stelle noch einmal:
Wie sieht Ihr Praxiskonzept aus?
Wenn Sie einen Vortrag vor anderen Mitstreitern Ihres Faches halten müssten, würden Sie sich im Vorfeld Gedanken über Ihre Zuhörer machen, über deren Interessen und Absichten? „Natürlich!“ werden Sie sagen. Und würden Sie sich überlegen, wie Sie sie überzeugen können? Ganz sicher ja. Sehen Sie und bei der Erstellung Ihres Praxiskonzepts sollten Sie ebenso verfahren. Die Interessen Ihrer Patientenzielgruppe und Ihre Absichten entscheiden darüber, woran Sie Ihr Konzept ausrichten. Schließlich ist es Ihre Praxis.
Meine Tipps für die Entwicklung eines erfolgreichen Praxiskonzepts:
1. Nehmen Sie sich Zeit für die Konzeptentwicklung.
2. Erstellen Sie sich einen Plan, wie Sie vorgehen wollen.
2. Analysieren Sie und stellen Sie Bestehendes infrage.
3. Seien Sie mutig, denken Sie groß und entwickeln Sie Visionen.
4. Lassen Sie sich nicht von Ihrem Anspruch an Perfektionismus überrollen. Denken Sie daran, dass ein Konzept dazu dient, mit ihm zu arbeiten und anhand der Erfahrungen auch nachträglich Veränderungen einbringen zu können.
5. Legen Sie fest, wann Sie Ihre Mitarbeiter/innen informieren und möglicherweise in die Entwicklung des Konzepts einbeziehen wollen.
Erfolgreiche Praxen holen sich dazu sehr oft auch externe Unterstützung.
Sie wissen, dass der Blick von außen unzählige ungenutzte Potentiale freilegen kann. Und sie versäumen es nicht, ihr Praxisteam mit einzubeziehen, denn auch ein gutes Konzept verkauft sich nicht von alleine.
Worauf also warten? Arbeit soll Spaß machen, Erfolge und zufriedenstellende Resultate bringen…
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.